Schüleruni: Ethikgruppe 7M beim Planspiel Ukrainekonflikt

Schüleruni, Institut für Politikwissenschaft, 10. November 2017: Teilnahme der Ethikgruppe 7M am Planspiel Ukrainekonflikt

Einführung in Ursachen, Geschichte und Konfliktlinien: Christoph Mödlhamer, MA Doktorand für Internationale Politik

Darstellung des Ablaufs: Dr. Corinna KRÖBER, MA Universitätsassistentin am Lehrstuhl für Vergleichende Politikwissenschaft

Arbeitsphasen:

1 Vorbereitung in den unterschiedlichen Interessensgruppen: MODERATION/AMNESTY INTERNATIONAL/BUSINESS EUROPE/ EU/MEDIEN/RUSSLAND/SEPARATISTEN/UKRAINE/USA

– Betreuung durch Mitarbeiter des Instituts. Sobald die eigene Position einigermaßen geklärt war, konnten (auf Einladung) Besuche bzw. Gespräche mit den anderen Gruppen geführt werden.

2 Simulation eines Verhandlungsgipfels, eingeleitet durch Presseberichte bzw. Stellungnamen seitens Amnesty und der Wirtschaftslobby der EU. Am Verhandlungstisch saßen ausschließlich führende Akteure der Konfliktparteien bzw. div. Interessensgruppen (wie Ministerpräsident_innen plus Außenminister_innen), Diplomat_innen und weitere Experten konnten allerdings per Zettelinfo inhaltlich und gegebenenfalls argumentativ beispringen.

Ziel war die gemeinsame Verabschiedung eines Papiers, das den Interessen der Konfliktparteien gerecht werden bzw. zur Befriedung der betroffenen Gebiete führen sollte, nachdem die bisherigen Vereinbarungen (in der Realität) Minsk I und Minsk II nicht zum Ziel geführt hatten, d.h. gebrochen worden waren. Die Medien informierten während des gesamten Verhandlungsverlaufs und auch schon im Vorfeld (Twitter).

3 Nachbereitung in den Ursprungsgruppen: Diskussion des Verlaufs des Gipfels, wieweit konnte man sich durchsetzen, wo waren Kompromisse nötig.

4 Abschlusserklärung der Pressevertreter sowie Stellungnahmen seitens Amnesty und der Wirtschaft vor dem Plenum.

Berichte aus den Gruppen

Felix, Martin und Miriam MODERATION

Wir mussten eine positive Atmosphäre schaffen und die Gespräche am Laufen halten, wobei eine strikte Redner_innenliste einzuhalten war (deren Sinnhaftigkeit nicht unbedingt einleuchtete). Nach einer gewissen Zurückhaltung am Beginn des Gipfels nahm die Sache Gestalt an, die Diskutanten blieben durchwegs höflich in der Auseinandersetzung und, obwohl die USA die Ukraine gerne in der NATO gehabt hätte (was Russland ablehnte), gelang es uns tatsächlich einen Vertrag auszuhandeln, dem alle zustimmen konnten. Unsere Rolle war zwar anstrengend aber auch spannend. Horizonterweiternd war vor allem, dass man sehr spontan reden sowie Lösungen oder Kompromisse finden musste.

Sam AMNESTY INTERNATIONAL

Uns ging es vor allem um die Einhaltung humanitärer Aspekte. Es ist zu hoffen, dass mit diesem Verhandlungsergebnis die Bevölkerung in der Ostukraine wieder einigermaßen menschenwürdig leben kann. Bei diesem Projekt ist mir klargeworden, dass Menschenrechte nicht genügend Gewicht in einer Kriegssituation und in der Politik allgemein finden, da sie in den Verhandlungen kaum durchgesetzt werden können.

Max BUSINESS EUROPE

Das Interesse meiner Gruppe war vor allem, endlich die massiven finanziellen Schäden, die durch die Sanktionen entstanden waren, in den Griff zu bekommen. Unser hintergründiges Ziel war allerdings die Aufhebung der Sanktionen bei gleichzeitiger Beibehaltung der kriegerischen Handlungen, um die Waffenlobby zu stärken!

Romy und Anja EUROPÄISCHE UNION

Wir fanden es empörend, dass die Russen so tun, als hätten sie in der Ostukraine nicht ihre Finger im Spiel. Raus mit diesen Soldaten, die angeblich nur auf Urlaub sind! Da muss Klartext gesprochen werden! Diese Businessleute haben uns auch dauernd bedrängt. Jeder will was von der EU – klar, weil wir es richtigmachen! Vor allem die Vorbereitung war interessant, sogar lustig, die eigentliche Verhandlung empfand ich als eher langwierig. Auch will ich anzweifeln, dass wir wirklich zu einer brauchbaren Lösung kamen.

Lisa, die SEPARATISTIN

Das war nicht gerade meine Traumrolle. Im Übrigen gab es in der Diskussion des Verhandlungsgipfels nur einen einzigen Themenpunkt, der auch die Separatisten betroffen hat. Ich fand es schade, dass ich mich deshalb nur selten zu Wort melden und meine Meinung kundtun konnte.

Alex, UKRAINE

Wir lassen nicht zu, dass die Russen einfach ein (ziemlich großes) Stück unseres Staatsgebietes einstecken wollen. Auf die Krim haben wir ohnehin schon verzichtet. Eine komplette Übernahme bzw. „Russifizierung“ der Ostukraine ist inakzeptabel, wir sind allerdings kompromissbereit, insofern wir die russische Sprache als zweite Amtssprache anerkennen werden.

In der Vorbereitung war die Rolle als ukrainischer Diplomat sehr spannend, da man mit vielen Ländern und Organisationen interagieren musste. Im Verhandlungsverlauf erwies sich der Schüler, der die Rolle des ukrainischen Präsidenten einnahm, als dermaßen redegewandt, dass sein Team völlig in den Hintergrund geriet.

Daniela, Irina MEDIEN

Wir hatten die meiste Arbeit! Unsere Texte sollten kurz und präzise sein, möglichst objektiv, jeder sollte vorkommen, alle wollten immer und möglichst schnell informiert sein. Außerdem hatten wir Personalknappheit, und den Applaus bekamen dann doch wieder die Hauptverhandler! Es wurde von den meisten wenig bis gar nicht beachtet, welche Leistung wir in unserer kleinen Ecke erbrachten. Und wenn doch, wurde es als selbstverständlich angesehen und nicht gewürdigt, dass es besonders schwierig war, die Aussagen der unterschiedlichen Positionen bzw. Gruppen richtig zuzuordnen und zu formulieren. Sonst waren wir sehr zufrieden mit unserer Rolle und hätten sie nicht gegen eine andere getauscht!

Iris, USA

Unsere Gruppe versuchte sich mit der EU zusammenzuschließen, um sich für den Westen einzusetzen. Jedoch waren die einzelnen Teilnehmer_innen nicht unbedingt motiviert und niemand war sehr sprechfreudig. Außerdem gab es Probleme mit dem Coaching und so hatten wir (trotz Weltmacht USA) nur eine sehr schwache Durchsetzungskraft!