Klassen 8M und 9L in der Provence

Vom 26.9.-1.10.2022 erkundeten die Klassen 8M und 9L die Provence:

Reisetagebuch Provence

17-stündige Busreise, Tirol, Italien, Frankreich. Pausen im 2-3 Stunden-Abstand.  LKW-Parkreihen, Tankstellenshops und Gerüche. Die bizarre Hässlichkeit einer Autobahnraststätte zwischen Mitternacht und drei Uhr früh. Und dann eine zarte Horizontlinie: Meer-Himmel-Grautöne, bewaldete, schwarze Landzungen schieben sich hinein wie Scherenschnitte – die Côte d’Azur im Morgenlicht!

Die Unterbringung passt zur Stimmung – überraschend großzügig und schön und beim Ballspiel werden die ersten Kontakte 8m und 9l geknüpft.

Dienstag

Avignon, Papstpalast, ein sehr massives, geradezu abweisendes Gebäude aus Stein, die Fenster in großer Höhe, überall Feinde vermutend. Im Inneren werden erlesene Kunstsinnigkeit und ein ausgeprägter Hang zum Luxus deutlich. Macht und Pracht zeigen die Größe des Göttlichen und dass man hier in Avignon im Besitz der ultimativen Wahrheit ist, auch wenn es in Rom noch eine andere Wahrheit gibt. Nebenher liebt man die Hirschjagd, deren Abbildung wunderschön eine ganze Wand bedeckt, im Keller lagerten Schatztruhen und Weinfässer – Châteauneuf-du-Pape.

Und nun die berühmte Brücke d’Avignon …On y danse, on y danse; eigentlich einem Hl. Benedict geweiht und leider unfertig, so berühmt, weil sie ihren eigentlichen Zweck verfehlt, das andere Ufer erreicht man nicht.

Und Pont du Gard, ein bombastisches Ereignis an Ingenieurskunst, Management und Sklavenarbeit. Wie kann so ein Volk untergehen? Das wird uns nie passieren (?)

Mittwoch

Die Abtei von Senanque – sine aqua, hat aber einen bescheidenen Bach, immerhin; abgeerntete Lavendelfelder, dieses Produkt ist auch Einnahmequelle und Führungen (auf Französisch! Als nur Prof. Seifter an einer bestimmten Stelle des sicher interessanten und kurzweiligen Vortrags lachte, wusste der arme Mann, wie es um unsere Französischkenntnisse bestellt ist.) Viele Teile des wunderbar schlichten, romanischen Bauwerks stammen noch aus dem 12. Jahrhundert.

Roussillon, Ockersteinbruch, turmartige Formationen, vom Mistral ausgeblasen, eine enorme Farbpalette von Orangebraun bis Zartviolett und Erdgelb. Es ist verboten, auch nur das kleinste Steinchen mitzunehmen. Heute gibt es keinen Abbau mehr, Farben macht die Chemie.

Am Abend Gemeinschaftskochen, die Schülerinnen und Schüler kochen Nudeln und Couscous, die Lehrerschaft bereitet die Soßen zu, an einem langen, fast hochzeitlichen Tisch wird getafelt. Immer wieder ist Musik zu hören – eine benachbarte Schulklasse aus Paderborn hat einen guten Gitarristen und Sänger.

Donnerstag

Arles, Kunstzentrum Lumas, vorher Produktionsstätte für Eisenbahnen, präsentiert sich sehr erlesen, sehr modern, sehr reich (Mäzenatin entstammt einem bekannten Schweizer Pharmakonzern) beeindruckende Außenanlage, Skulpturen, Grünflächen und restaurierte Fabrikhallen in einer Stadt mit überdurchschnittlicher Arbeitslosenquote. Wer den Zugang zur Kunst nicht findet, belustigt sich zumindest an einer großen, spiralförmigen Rutsche.

Vor dem Eingang zum Amphitheater überrascht uns eine Demonstration der französischen Linken (Che Guevara-Song und Samba-Rhythmen), dann das riesige Massentheater der Römer – so kann man das Volk beruhigen. Die 8m wirft sich in Pose und verzaubert 9l, Lehrerschaft und Paderborner (die sind fast immer mit von der Partie – fast schon gruselig) mit ihrem Gesang. Daneben ist die Arena für den Stierkampf. In diesem Oval soll das extra dafür gezüchtete Tier Mut zeigen, Stolz und Aggressivität, das will die brüllende Menge sehen. Ebendiesen schwarzen Stieren mit den wunderschön geschwungenen Hörnern werden wir auf den Wiesen am Weg zum Meer sehen – friedliche grasend inmitten weißer Pferde.

Saintes-Maries-de-la-Mer: Bereits die Fahrt erzeugt Ferienstimmung, sollte man die noch nicht haben – Camarguepferde, Reisfelder, Wasservögel, Stiere, Flamingos! Wallfahrtsort der Fahrenden und ein weitläufiger Strand zum Spielen, Träumen, Plaudern …

Freitag

Maussane-les-Alpilles: Über einen duftenden, thymiangesäumten Weg erreichen wir die Turmruine eines verlassenen Dorfes. Wenn du hier nicht aufpasst, bläst dich der Mistral immer wieder in die Vergangenheit zurück und man sieht die Bauern mit ihren Karren und Kinder bei der Feldarbeit.

Fremdartig wie immer der Abschied: von der Sonne, dem Licht, den Farben und Wolkenstimmungen der Provence. Wir steigen in den Bus und sind erstaunt: Zuhause soll es kühl sein und regnen. Etwas Wärme, zumindest den Duft der Lavendelsäckchen irgendwo in der Reisetasche, nehmen wir mit.

Impressionen von der Kulturreise

1 2

Auftritt der Klasse 8M im antiken Theater in Arles